Männerkompetent und männergerecht – eine genderkompetente Psychotherapie

© Ehrenberg Bilder - Fotolia.com© Ehrenberg Bilder - Fotolia.comDer gesellschaftliche Mainstream wird weiblicher. Das mag nach Jahren berechtigter Emanzipationstendenzen der Frau eine logische und richtige Konsequenz sein. Sie führt aber auch dazu, dass Männer in die Defensive geraten und nach neuen Rollen suchen, die sie in Ehe, Beruf, Familie und Gesellschaft zukünftig einnehmen.

Für die Psychotherapie bedeutet das: mehr Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten, die mit dem Mannsein zusammenhängen. Dazu zählt:

  • Depressionen bei Männern werden häufig nicht erkannt
  • Männer geben in Fragebögen eine geringere Symptombelastung an, weil sie die Symptome bagatellisieren
  • Statistisch betrachtet sind Männer und Frauen bei einem erweiterten Gewaltbegriff  annähernd gleich gewaltaktiv: Männern fällt es jedoch schwer, sich als Opfer von Frauengewalt zu outen.
  • Männergerechte Psychotherapie bedeutet die Arbeit mit Methoden, die Männer einen leichteren Zugang zu ihrer Seelenlandschaft ermöglicht.
  •  Männer haben andere Autonomie- und Statusbedürfnisse, die bei einer Therapie berücksichtigt werden müssen
  • Es fällt Männern schwer, eine Psychotherapie zu beginnen (nur jeder vierte Patient in der ambulanten Psychotherapie ist männlich)

Keine Couch

In meinen Sitzungen hole ich die Männer dort ab, wo sie sich in ihrer Beziehungswelt befinden. Ihm bekannte Ressourcen wie Rationalität, Erfolgsorientierung, Selbstbehauptung und Humor sowie emotionale Distanzierung sind Teil meiner Psychotherapie – kurz: Bei mir kommt der Mann weder auf die Couch noch wird „geschwafelt“!

Kein Vis-a-Vis

Ich wende eine Side-by-Side-Kommunikation an. Wie im beruflichen Kontext findet das Gespräch beim gemeinsamen Schaffen statt. Ich nutze die hohe Technikaffinität der Männer, in dem ich bekannte Kommunikationsmedien (wie Smartphone und Tablet-PC) in den therapeutischen Prozess integriere. 

Keine Tabuzonen

Männerkompetenz bedeutet auch, vor Tabuzonen nicht Halt zu machen. Das Thema Gewalt gehört dazu. Beim erweiterten Gewaltbegriff wie Kratzen, Beißen, Schubsen und verbale Aggression werden auch Männer häufig Opfer weiblicher Gewalt. Männergerechte Psychotherapie bedeutet hier Erfassung der Gewalt-Biografie als Täter und Opfer. Darüber hinaus die Entwicklung einer gewaltfreien Konfliktkommunikation.

Depressionen erkennen

Als männerkompetenter Psychotherapeut weiß ich, dass Depressionen des Mannes häufig nicht erkannt werden. Hier ist eine genderkompetente Diagnostik gefragt, die das Wissen um typisch männliche Verhaltensexzesse beinhaltet: Erhöhter TV-, Internet-, und Alkoholkonsum bzw. Überarbeiten lassen dabei immer auch an eine Depression denken.

Attraktiv bleiben

Als männergerechter Psychotherapeut sensibilisiere ich für männerkritische gesellschaftliche Tendenzen. Politische Ziele, mehr Männer für Frauenberufe (Erzieher, Altenpfleger) zu gewinnen, diskutiere ich mit meinen Patienten in Bezug auf einen Prestigegewinn, der zu Lasten der Attraktivität als Lebenspartner geht. Denn Frauen gehen statistisch seltener eine Partnerschaft mit einem schlechter verdienenden Mann ein.

Geschlechtsstereotype ausgleichen

Männergerechte Psychotherapie beruht auf einem positiven, wertschätzenden und ausbalancierten Verständnis von Mannsein. Ausbalanciert werden dabei insbesondere einseitige, krankmachende Geschlechtsstereotype. Bei Männern bedeutet dies zum Beispiel der schonungslose Umgang mit der eigenen körperlichen und seelischen Gesundheit. Ich begleite meine Patienten auf dem Weg zu einem erfüllten Männerleben getragen von einer kraftvollen Identität.