Online-Sucht

Väter aufgepasst. Eine hohe Computernutzung kann sich bei Ihren Kindern zur Sucht entwickeln. Die Computerspielabhängigkeit ist vor zwei Jahren von amerikanischen Psychiatern offiziell als sog. substanzunabhängige Suchterkrankung – ähnlich wie die Spielsucht – anerkannt worden. Von Abhängigkeit spricht man, wenn Onlinespielen zur dominierenden Tagesbeschäftigung wird und vor allem genutzt wird, um negative Emotionen zu beseitigen. Gefährdet sind vor allem Jungs mit einem geringen Selbstwertgefühl, die im realen Leben Außenseiter sind. Durch das Spielen entwickeln sie virtuelle Freundschaften und können sich zuweilen als Sieger erleben. Dass Jungs mehrheitlich von der Online-Sucht betroffen sind, hängt Experten zufolge mit dem männlichen Belohnungssystem im Gehirn zusammen, das beim Spielen getriggert wird.

Aufhorchen sollten Eltern, wenn ihre Kinder plötzlich nicht-virtuelle Hobbies aufgeben oder trotz schlechter Noten das Spielen nicht sein lassen können. Nach einer Studie vom Kriminologischen Institut Niedersachsen zeigen 0,3 % der Mädchen und zwei Prozent der Jungen ein suchtartiges PC-Spielverhalten. Diese Gruppe verbringt täglich mehr als sechs Stunden vor dem Bildschirm.

Es gibt mittlerweile eine erste stationäre Einrichtung, das Therapiezentrum Teen Spirit Island Hannover, das sich auf die Behandlung von Computersucht spezialisiert hat. In der Therapie wird an der Beziehungsfähigkeit der abhängigen Jugendlichen gearbeitet. Zusätzlich sollen sie ein besseres Körpergefühl entwickeln und attraktive Alternativen zum Computerspielen – z.B. verschiedene Sportarten kennenlernen. Die Therapie in der niedersächsischen Hauptstadt trägt Früchte: 70 % der Patienten können nach dem Aufenthalt ihre PC-Nutzung kontrollieren.

Zur Prävention empfehlen Experten, mit den Kindern klare Vereinbarungen über die Computernutzung zu treffen. Außerdem profitieren die Heranwachsenden von gemeinsamen Aktivitäten, bei denen ihre Begeisterung geweckt wird, auch im realen Leben Spaß und Erfolgserlebnisse zu entwickeln.

Quelle: ZEIT 09/2015